Bitte, lesen … – von Jutta Klose

Jutta Klose

 

Das erste Mal, dass ich was geschrieben habe, war wohl in der 1. Klasse (?) und zwei (?) Lehrerinnen waren so beeindruckt, dass sie mich in der großen Pause nicht auf den Hof schicken, sondern weiter schreiben ließen. Ich schrieb wohl irgendwas über meinen Vati und kann mich sonst nur an ‚… meine Puppen heißen …‘ erinnern.

Dann war viele  Jahre Schluss. Nein! An ein schreckliches Erlebnis kann ich mich noch erinnern. Es standen zwei Überschriften  für eine Niederschrift an der Tafel. Ich habe das nicht verstanden und dachte, wir müssten zu beiden was schreiben. Als ich den Irrtum bemerkte, versuchte ich einen Rettungsversuch und schrieb ins Heft: ‚Mir ist  zu einer Überschrift nicht genug eingefallen, deshalb habe ich zu beiden geschrieben‘. Meine Klassenlehrerin schüttelte nur den Kopf über so viel Schwachsinn. Ich weiß nicht mehr, ob ich eine 5 oder gar nichts bekam. Dann plötzlich auf dem Technischen Zweig überraschte ich meine Lehrer mit gelungenen Aufsätzen. Das sah auch mal so aus, dass ein besonders strenger Lehrer in der Pause erschien und fragte ‚wer ist Jutta Klose?‘, mich nur ansah und wieder ging. Über meine Aufsätze wurde um Lehrerzimmer gesprochen, das ließ mal meine Lehrerin Frau Z. durchblicken.

Auf die Frage, was ich denn mal werden wolle, sagte ich ‚Nachts Schriftstellerin, tagsüber Sängerin‘, immerhin hatte ich den Pechvogel in der Märchenoper gesungen, wäre aber tausendmal lieber die Prinzessin gewesen.

Ich schrieb an H. R. ein ganzes Schulheft voll, wie sehr ich ihn liebte, und für Detlef S. schrieb ich ‚14 Tage lang‘ und berichtete, was während seiner Jugendhaft in unserer Straße passiert war. –  Dann bekam ich ein Tagebuch. Die Oma hat es gelesen und der Pflegemutter davon erzählt; es wurde laut vorgelesen, und ich war wieder mal der letzte Dreck. Ich hatte keine Lust mehr auf ein Tagebuch, kam aber später zu Frau Z. und fing sofort wieder an. Auch da bekam ich Schwierigkeiten und gab das Tagebuch zu einer Frau im Haus, bei der ich auch schrieb. Im Heim schrieb ich weiter. Später dann auf meiner lieben Gabriele. Seitenweise. – Als Raffaela fragte, ob ich nicht für sie schreibe möchte, machte ich einfach weiter, was ich ohnehin schon immer gemacht habe. Nur dass es jetzt – hoffentlich – ein paar Leute lesen.

7 Jahren vor